
DAVOR
Ein dokumentarisches Musiktheater-Projekt
Produktion der Münchener Biennale
In Kooperation mit der Otto Falckenberg Schule und der Theaterakademie August Everding
Komposition: Yoav Pasovsky
Regie: Robert Lehniger
Bühne/Kostüme: Irina Schicketanz
Sounddesign: Miguel Murrieta Vásquez
360 Grad Kamera: Lennart Hüper
Interviews: Ebru Taşdemir
Dramaturgie: Marion Hirte
Mit: Benita Sarah Bailey, Thu Trang Dong, Şiir Eloğlu, Ernest Allan Hausmann
Studierende der Otto Falckenberg Schule: Conrad Ahrens, Bless Amada, Maditha Dolle, Jan Fassbender, Konstantin Gries, Daria von Loewenich, Jochanah Mahnke, Valentin Mirow, Marlina Adeodata Mitterhofer, Anna K. Seidel, Paul Wellenhof
Die Gesprächspartner*innen: Benjamin Adjei (Politiker, Mitglied Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Chadi Bahouth (Coach + Dozent), Sanchita Basu (Gründerin der Opferberatungsstelle „Reach Out“), Idil Baydar (Comedian), Tülay Bilgen (Bildungswissenschaftlerin), Ebow (Musikerin), Nazanin Ghafouri (Sozialpädagogin), Ilaaf Khalfalla (Fotografin), Armin Langer (Autor), David Mayomba (Musiker, Moderator), Ario Mirzai (Aktivist), Olimpio do Nascimento Petri (Audiodesignstudent), Pantelis Pavlakidis (Lehrer), An Phan (Studentin), Ülkü Schneider-Gürkan (Dolmetscherin), Ali Schwarzer (Blogger), Phung Vu Tangh (Wirtschaftstudentin), Nomazulu Thata (Mitglied der Feministischen Partei Bremen), Ali Naki Tutar (Aktivist)
Uraufführung 8. Mai 2022 ab 15:00 Uhr, Einstein Kultur, München
http://2022.muenchener-biennale.de/davor/

Der Komponist Yoav Pasovsky, der Regisseur Robert Lehniger, die Bühnenbildnerin Irina Schicketanz und der Sounddesigner Miguel Murrieta Vásquez fragen in diesem Musik-Dokumentartheater-Projekt nach dem Erleben von Alltagsrassismus.
Aus über zwanzig Interviews, die sie mit Hilfe der taz-Journalistin Ebru Taşdemir geführt haben, entwickeln sie Szenen, die in Deutschland geborene und aufgewachsene Menschen mit internationaler Geschichte tagtäglich erleben: in denen ihnen die Zugehörigkeit zu diesem Land immer wieder abgesprochen wird, in denen sie als andersartig markiert und stigmatisiert werden.Denn den tätlichen An- und Übergriffen auf Flüchtlingsheime, jüdische Gotteshäuser oder nicht weiße Menschen gehen subtilere Formen der Ausgrenzung voraus.
Um einem vermutlich mehrheitlich weißen, bürgerlichen Publikum diese Erfahrungen näher zu bringen und unmittelbar spüren zu lassen, bricht das Musiktheater-Projekt die klassische Trennung von Bühne und Zuschauerraum auf. Es lässt das Publikum in einer labyrinthischen Installation in Live-Szenen genauso wie in die virtuelle Realität mittels entsprechender Headsets eintauchen.
Die Zuschauenden werden so unmittelbar an Situationen und Szenen beteiligt, in denen sie Alltagsrassismus aus der Perspektive der Menschen, die ihm ausgesetzt sind, erleben können.
Auch die musikalische Komposition arbeitet mit dokumentarischem Material und macht auf eine Situation aufmerksam, die die Betroffenen als andauernd und unerträglich erleben, die ihnen Gleichberechtigung und Teilhabe abspricht – eine sich stetig verschärfende Situation eines Umbruchs:
Ein DAVOR.
Ob dieses Davor ein „Point of NEW oder NO Return“ sein kann, bleibt unserem Handeln überlassen.
Für den Komponisten Yoav Pasovsky wurde seine eigene Biografie zum Ausgangspunkt: in Israel geboren und aufgewachsen, wanderte er mit 23 Jahren nach Berlin aus und gründete dort eine Familie. Seine Urgroßeltern väterlicherseits flohen 1935 aus München nach Palästina.
Angesichts der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre fragt er sich immer öfter, ob Deutschland ein sicheres Land für ihn und seine Familie bleibt. Er konnte noch nie so sehr wie jetzt nachvollziehen, wie sich seine Urgroßeltern damals gefühlt haben müssen.